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Künstler: Ill nino Album: One nation underground Erscheinungsjahr: 2005 Anspieltipp: In this moment Autor: Tobias Nu Metal? Neo-Thrash? Latino-Metal? Wie auch immer man die Musik der Südamerikaner von Ill nino nun bezeichnen möchte, so dürfte sich, angesichts solch interessanter Stilmittel wie Flamenco Gitarren, südamerikanische Percussion und spanischem Gesang, wahrscheinlich sogar der erzkonservativste Metaller die Qualifikation „innovativ“ abringen können. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Ill nino noch nicht das gleiche Schicksal ereilt hat, wie viele andere ihrer Zeitgenossen (siehe Linkin park, Slipknot, etc.), nämlich an ihrem viel zu eng gesteckten musikalischen Korsett zu ersticken. Denn wo vorgenannte Kapellen spätestens mit Album Nummer Zwei damit begonnen haben, sich selbst erfolglos zu kopieren, verpassen Ill nino ihrem Sound auf jedem ihrer Alben ein paar weitere Facetten aus ihrem musikalischen Horizont, so dass jede Platte der Südamerikaner (und dies gilt, vorweg gesagt, insgesamt auch für ihr neuestes Produkt „One nation underground“) eine interessante und vor allem hochklassige Angelegenheit darstellt. Während ihr Erstling „Revolution/Revolución“ vor allem mit brachialer Härte und groovigen Neo-Thrash zu begeistern wusste, gefiel der Nachfolger „Confession“ hauptsächlich, weil dem Melodie- und Ohrwurmanteil auf der Platte mehr Raum gegeben wurde. Seit einigen Wochen steht nunmehr das dritte Werk der Kapelle in den Läden und neben wesentlich gesellschaftskritischeren Texten, warten Ill nino zu Beginn der Scheibe auch mit einer Melange aus bereits bekannten Klängen und dem derzeit so angesagten Hardcore auf. Ein fragwürdiger Schritt, wie sich schnell herausstellt, denn irgendwie scheinen die Hardcoreanleihen dem Sound der Kapelle überhaupt nicht gut zu tun: Von den ersten vier Songs des Silberlings weiß nämlich nur die erste Singleauskoppelung „What you deserve“ uneingeschränkt zu gefallen, und das auch nur, weil sie eben vollständig ohne die vorgenannte Hardcoreattitüde auskommt. Der Opener jedoch, genannt „This is war“, wäre an sich ein geiler Song, wenn er eben nicht von Ill nino käme, da der Stakkoto-Rhythmus und der hardcorelastige Gesang doch gewaltig befremden, und dem nachfolgenden „My ressurection“ darf mit seinem übertriebenen Tribaldrum-Rhythmus sogar getrost das “Prädikat“ unknackbar verliehen werden, zumal sich selbst nach etlichen Durchläufen hier überhaupt keine Songstruktur erschließen lässt. „Turns to grey“ dagegen beginnt mit seinem zuckersüßen Refrain zunächst mehr als viel versprechend, wird aber zur Mitte des Stücks durch Gastmusiker und Hatebreed “Sänger“ Jamey Jasta und seinem monotonen Rumgeröchel völlig zerstört. Schade! Soweit wäre „One nation underground“ also eine glatte Enttäuschung, würde sich nicht nachfolgend endlich Licht am Ende des Tunnels abzeichnen, denn auf der letzten guten halben Stunde und den nun folgenden neun Tracks bekommt der bis dahin leicht verstörte Rezensent endlich vorzügliche und vor allem melodische Kost vorgetragen: „De la vida“ und „Everything beautiful“ beispielsweise schwimmen sowohl musikalisch als auch qualitativ im „Confessions“-Fahrwasser und mausern sich schnell zu absoluten Ohrwürmern und Track Sieben „All i ask for“ zieht einem mit seinen atemberaubenden Melodiebögen gar fast die Schuhe aus. Das treibende „In this moment“ lässt gegen Ende der Platte mit einer spärlich instrumentierten Salsa-Einlage aufhorchen und zeigt auch im Übrigen enormes Hitpotential, während das folgende „My pleasant torture“ dagegen eher balladeskere Töne anschlägt, die Vielseitigkeit der Kapelle zeigt und die geilen cleanen Vocals des Fronters Christian Machado hervorragend zur Geltung bringt. Den Abschluss des Silberlings bildet mit „Violent saint“ ein echter Rausschmeißer der Marke „Rip out you eyes“, der einen insgesamt dann doch sehr versöhnlichen Eindruck beim Hörer hinterlässt. Es bleibt abschließend jedoch trotz allem festzustellen, dass Ill nino auf „One nation underground“ erstmals nicht über die gesamte Spielzeit begeistern können. Sollte der Konsument jedoch den musikalischen Blackout zu Beginn der Platte unbeschadet überstehen, erwarten ihn zahlreiche wirklich saustarke Kompositionen, die den ersten beiden Outputs des Sechsers in absolut nichts nachstehen und den Exotenstatus der Kapelle insgesamt absolut würdig unterstreichen.
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